In Sachen Reiseplanung beschränke ich mich für gewöhnlich auf eine ganz grobe Route und plane eine Reise niemals im Detail. Oft buche ich nicht einmal eine Unterkunft im voraus. Lieber lasse ich mich einfach treiben und mich von anderen Reisenden und lieber noch von Einheimischen inspirieren. Erfahrungsgemäss ist es für mich die angenehmste Art zu Reisen, und ein Bett findet man immer irgendwo auf der Welt. Für Costa Rica war meine ursprüngliche Idee meine Reise im Westen am Pazifik zu beginnen um danach den nördlichen Teil zu bereisen. Anschliessend würde ich mir einige Nationalparks im zentralen Teil des Landes ansehen um schlussendlich über den karibischen Teil langsam nach Panama zu reisen. Klingt nach einem guten Plan. Kam am Ende aber wie gewöhnlich anders als erwartet und ich fand mich plötzlich in Nicaragua wieder.
Ist windig heute
Wirbelsturm „Nate“ war es, der Anfang Oktober grosse Teile Costa Rica’s verwüstete und mich für einige Tage ohne Strom und fliessen Wasser in Santa Teresa festhielt. Aber für Dauerurlauber wie mich gibt es definitiv schlimmere Szenarien. So hab ich mir die Zeit mit Bücher lesen und Surfen vertrieben. Mein letztes Buch ist mindestens sechs Monate her. Verdammtes Arbeitsleben. Verdammte Ausreden. Als sich die Situation beruhigt hat, habe ich mich wie geplant direkt auf den Weg gemacht um mir einige Nationalparks anzusehen. Doch schon nach wenigen Kilometern kam es zum nächsten unregelmässigen Stop. Der Bus mit dem ich unterwegs nach San Jose war ist einem anderen Fahrzeug hinten draufgefahren und hat ein erstklassiges Verkehrschaos bei brütender Hitze produziert. Habe mir einen ersten Sonnenbrand abgeholt. Aber wird ja eh braun. Mein Glas ist eben immer halbvoll. Und auch der Mietwagen, mit dem ich die kommenden Tage unterwegs war, hatte grösseres mit mir vor. Nach nur wenigen Tagen wildester Fahrten über Stock und Stein durfe ich meinen ersten Reifenwechsel erleben. War gar nicht so kompliziert wie gedacht. Leider waren wegen diverser Schlammlavinen zahlreiche Strassen unpassierbar, oder wurden gänzlich weggespült. Zeus die alte Spassbremse hat sich mal so richtig ausgetobt. Depp. Jedenfalls konnte ich mir am Ende nur zwei Parks ansehen, in La Fortuna und Monteverde. Und selbst diese waren auf wenige Routen beschränkt. Öde. Die letzten Tage habe ich mir dann an der karibischen Küste in Tortuguero – einem kleinen Dorf, das nur mit Boot oder Flugzeug zu erreichen ist – und Puerto Viejo kurz vor der panamaischen Grenze vertrieben. Hat geregnet, war aber trotzdem schön. Statt weiter wie geplant nach Panama zu reisen habe ich, auf Empfehlung eines Freundes, kurzerhand kehrt gemacht und bin spontan für zehn Tage nach Nicaragua geflogen. Leider, und das wusste ich davor nicht, sind Drohnen in Nicaragua verboten. Also wurde mir meine direkt am Flughafen abgenommen. Gegen eine Gebühr von $50 durfte ich sie bei der Abreise wieder abholen. Schade, schade. Wäre gern wie ein stolzer Adler über die Regenwälder geschwebt.
Vereinigte Staaten von Costa Rica
Von Costa Rica war ich am Ende mittel bis stark enttäuscht. Schon schön, aber für meinen Geschmack bereits zu amerikanisiert. Besonders in San Jose, wo sich Taco Bells und Burger King in unzähligen Einkaufszentren die Hand geben, wird es unangenehm „amazing“. Die Nationalparks sind alle bis auf den letzten Meter präpariert und abgesichert. Jeder einzelne Weg. Auf- und Abstieg werden einem also vorgekaut. Alle bekommen das selbe zu essen. Rice and beans for hikers. Nicaragua hingegen hat mich recht arg begeistert, beinahe schon umgehauen. Ein wahnsinnig schönes Land. Eins, das mir wesentlich echter vorkam. Ich kann mir vorstellen, dass Costa Rica vor 15 Jahren einen ähnlichen Charme versprühte. Aber ja, mit dem Alter geht der Sexappeal eben meistens flöten. Niemand wird verschont. Vielleicht werde ich eines Tages nochmal nach Costa Rica zurückkehren und mir die Teile, die ich nicht bereisen konnte, nochmal in Ruhe ansehen. Jeder hat eine zweite Chance verdient. Selbst Rentner-Länder. Und ich muss fairerweise sagen, dass ich wegen „Nate“ vieles nicht besichtigen konnte. Also nehmt mich ja nicht für voll und fliegt alle nach Costa Rica – zu Taco Bells. Davor jedoch werde ich meine Reise wie geplant fortsetzen und Richtung Panama fahren. Dort werde ich mich grundsätzlich nur in der Karibik bewegen, einfach weil´s die Karibik ist und sowieso der beste Ort auf Erden. Zunächst plane ich einige Tage in Bocas del Torro. Dort möchte ich weiter an meinen nicht vorhanden Surftalent arbeiten, einen Tauchschein machen und bei Möglichkeit auch Spanischunterricht nehmen. Anschliessend plane ich einen fünftägigen Segeltörn von Panama nach Kolumbien. Diese Tour führt über die paradiesischen San Blas Inseln und wird wohl eins der Highlights meiner Reise durch Lateinamerika. Bin ja mal gespannt was aus den Plänen wird. Hoffentlich nicht viel. Ich sehe mich bereits im Kayak Richtung Kolumbien paddeln. Fototechnisch sieht es im Übrigen noch recht mager aus bei mir. Irgendwie bin ich noch nicht im Fotomodus angekommen und geniesse stattdessen einfach das schöne Leben hier und die vielen bunten Türen, die sich Tag für Tag öffnen. Pura Vida!
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